Knieschutz: warum eigentlich Knieorthesen?
Ein wesentlicher Bereich, den es im Endurosport zu schützen gilt, sind die Beine. Besonders die Knie sind auf verschiedene Arten gefährdet.
Im Laufe dieser Saison konnte ich die X-PERT Knieorthese von ORTEMA ausgiebig testen.
Die X-PERT Knieorthese von ORTEMA ist in vier Größen erhältlich und wurde auf die speziellen Anforderungen von Motor- und Zweiradsportlern zugeschnitten.
Bei der Entwicklung und Herstellung wurde nichts dem Zufall überlassen. Man kann deutlich merken, das jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von medizinischen Knieorthesen in die Entwicklung der X-PERT Knieorthese eingeflossen ist.
Etwas aufwändig gestaltet sich das erste Anlegen der Orthesen vor dem Fahren. Hier ist große Sorgfalt geboten, das die vier Halteriemen pro Seite korrekt und mit der richtigen Spannung befestigt werden. So ist ein optimaler und komfortabler Sitz gewährleistet und ein Verrutschen wird verhindert.
Aber keine Angst, die aktuellen Orthesen sitzen nicht wie die Laufhilfen von Forrest Gump.
Wenn die Orthesen einmal korrekt angelegt sind, vergisst man diese sehr schnell. Selbst an den langen Tagen bei der Red Bull Romaniacs habe ich die X-PERT Orthesen nie als störend wahrgenommen. Sehr angenehm war das freie Gefühl beim Beugen des Beines sowie der gute Kontakt zum Motorrad. Die tatsächliche Schutzwirkung liess sich im Praxistest schwer herausfinden. Jedoch ist die der Tragekomfort und die Stabilisierung des Knies deutlich zu spüren und wesentlich höher als bei herkömmlichen Knieprotektoren.
Die Knieorthese wird gerade dort, wo Stürze vorprogrammiert sind, zur Vermeidung von Knieverletzungen eingesetzt. Aber auch nach Kreuzbandrissen, Operationen oder bei Arthrose kommen die Stabilisatoren zum Einsatz. Die perfekte Passform, das geringe Gewicht, die optimale Stabilität und vor allem ihre Rutschfestigkeit werden von Amateuren und Profis gelobt. Die dünne Ausarbeitung garantiert einen unübertroffenen Tragekomfort sowohl unter der Enduro- oder Crosshose.
So können die Kniegelenke geschützt oder nach einer Verletzung stabilisiert werden. Für den Offroadsport wird ein speziell entwickelter Kniescheibenschutz problemlos an der Orthese fixiert.
Größen: (Knieumfang) S (28-33cm), M (34-38cm), L (39-42cm) bis 90 Kg Körpergewicht NEU: XL (43-48cm) bis 115 Kg Körpergewicht
ORTEMA GmbH: www.ortema.de
Fachbeitrag: Zum medizinischen Hintergrund des Knieschutz durch Orthesen
Man kann grob zwischen zwei Arten traumatischer Einwirkung auf das Kniegelenk unterscheiden.
Zum einen gibt es die direkte Gewalteinwirkung, also einen Schlag auf das Knie, ein Aufschlagen mit dem Knie oder eventuell sogar ein Klemmschaden. Dies kann sowohl bei einem Sturz als auch beim Fahren auftreten. Zumindest gegen direkte Schläge auf das Kniegelenk schützen konventionelle CE-geprüfte Knieschoner oftmals ausreichend gut. Die meisten Modelle schützen das Kniegelenk direkt über der Kniescheibe und bedecken darüber hinaus einen Großteil der Vorderseite des Unterschenkels.
Hiervon unterscheidet man die indirekte Gewalteinwirkung auf das Kniegelenk.
Bei dieser tritt der Schaden weiter entfernt von der Stelle der Gewalteinwirkung ein. Der Fahrer bleibt also zum Beispiel mit dem Fuß stecken und durch Scherkräfte verdreht sich der Oberschenkel gegenüber dem Unterschenkel.
Wirkt die Kraft seitlich auf das Knie ein, können Hebelkräfte entstehen, die das Knie gewaltsam überstrecken und/oder stauchen. Oftmals wirken dabei große Kräfte auf Ober- und Unterschenkel und der Schaden entsteht an der schwächsten Stelle, nämlich dem Kniegelenk.
An diesem Punkt kommen die sogenannten Orthesen ins Spiel. Orthesen sollen das Knie – zusätzlich zu den Schutzfunktionen konventioneller Knieschoner – genau vor diesen Verdrehungen und Überstreckungen schützen. Dazu sind sie fest mit dem Oberschenkel sowie mit dem Unterschenkel verbunden. Orthesen sind mit einem oder mehreren Gelenken ausgestattet, die einen gewissen Bewegungsumfang (mit Anschlag) nach vorne und hinten zulassen aber seitliches „Verbiegen“ oder Verdrehen und ein Überstrecken nach vorne verhindern.
Dies ist eine durchaus herausfordernde Aufgabe, da solche Schützer ja nie völlig fest sitzen können. Hier sind vor allem die Hersteller gefordert, ihre Modelle mit einer optimalen Passform auszustatten, um eine gute Fixierung zu ermöglichen.
Ein Verdrehen des Knies kann meiner Meinung nach niemals komplett verhindert werden.
Einige Hersteller haben die Herausforderung angenommen und kommen diesem Ziel immer näher.
Es gelten höchste Qualitätsstandards in der Herstellung; eine individuelle Größenanpassung sowie immer leichtere und gleichzeitig stärkere Materialien bei gleichzeitiger bequemer Passform sind hier der Schlüssel zum Erfolg. Auf diese Weise können Orthesen die Stabilität der Kniegelenke deutlich erhöhen.
Und genau hier liegt der große Mehrwert, den Knieorthesen im Vergleich zu konventionellen Knieschützern bieten.
Allerdings muss jedem Motorsportler klar sein, dass eine Knieorthese niemals fehlende Muskelkraft ersetzen kann. Bekanntlich wird das Kniegelenk neben den Bändern hauptsächlich durch eine gut ausgebildete Muskulatur stabilisiert. Hier gibt es vielfältige Kraftübungen, die auch in vielen anderen Sportarten (z.B. Fußball) angewendet werden, um eine höhere Kniestabilität zu erlangen. Sowohl zur Prophylaxe als auch im Rahmen der Rehabilitation nach erfolgten Knieschäden.
Ein weiterer wichtiger Faktor in der Vorbeugung von Knieverletzungen ist natürlich eine gute Fahrtechnik. Diese kann ebenfalls durch keine Orthese der Welt ersetzt werden!
Zusammenfassend kann man also sagen, dass qualitativ hochwertige Orthesen dem Knie eine zusätzliche Stabilität verschaffen und durchaus eine Bereicherung sind.
Dies gilt sowohl für die Prophylaxe von Knieschäden, als auch nach zuvor durchgemachtem Knieschaden sowie auf dem Weg zurück zur optimalen körperlichen Verfassung.
Auch wenn Knieorthesen keine hundertprozentige Sicherheit garantieren können, können sie durchaus den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Orthesen können so dem Knie extra Unterstützung geben und dazu beitragen Verletzungen zu vermeiden, die ohne Orthese vielleicht nicht zu verhindern gewesen wären.
Hierbei sollten die Fahrer unbedingt auf eine optimale und dennoch bequeme Passform achten und ein Augenmerk auf die qualitativen Unterschiede der verschiedenen Hersteller richten.
Über den Autor:
Dr. Stephan Filipowski wurde 1974 geboren und arbeitet seit 2002 als Anästhesist und sowie seit 2004 als Notarzt.
Seit 2008 ist er am Universitätskrankenhaus in Uppsala, Schweden angestellt und arbeitet dort teils als Anästhesist in der Uniklinik und teils als Notarzt auf dem Helikopter.
Seit Ende 2014 ist er Verbandsarzt für den schwedischen Motorsportverbund SVEMO, sowie als Chief Medical Officer (CMO) bei WM-Rennen medizinisch verantwortlich.
In den vergangenen Jahren war er als Rennarzt u.a. auch bei der Red Bull Romaniacs Hardenduro-Rallye im Einsatz.
Fotos: Claudius Vasilescu // Actionlens.ro ; Jo Wolframm // Dr. Dirt; Denis Günther // DG Design