Red Bull Romaniacs 2011: Die extremen Bullen sind los

Graham Jarvis gewinnt Red Bull Romaniacs 2011
von Ingo Müntz

Graham Jarvis fährt auf das Finish zu, locker springt er mit seiner 300er Husaberg durch den Red Bull Bogen, macht einen Stoppie und hebt die linke Hand, zur Faust geballt. „Graham, waren das gerade Emotionen?“, die Frage. „Oh Yeah!“, die Antwort. Der ruhige Brite kann sich freuen. Und das tat er auch. Das erste Bier teilte er sich mit dem Zweitplatzierten Chris Birch (NZL). Der dritte Sieger ist Andreas Lettenbichler (D).

Graham Jarvis als Gewinner im Ziel. Foto: Claudius Vasilescu
Graham Jarvis als Gewinner im Ziel. Foto: Claudius Vasilescu

Die Luft staut sich heiss in Sibiu. Im Gegensatz zu den Vorjahren versinkt Rumäniene zum Start der Romaniacs mal nicht im Regen. Der kommt später. Zwischen den Hotels Ramada und Ibis liegt der Park Fermé, parallel zur Prologstrecke die Fahrerlager. Auf der Strecke anspruchsvolle künstliche Hindernisse: vier dicke Baumstämme hintereinander, ein Wohncontainer mit Anfahrtsrampe und die Gravelroad – der alles Entscheidende Streckenabschnitt. Pünktlich zum Prolog schüttet es wie aus Eimern. Die Professionals freuen sich, manche Hobbyfahrer fürchten sich, die Experts machen das Beste draus. Es ist schlüpfrig. Die Zuschauer klatschnass, feiern die Fahrer und sich selbst. Die Fahrer bringen es hinter sich. Schon beim Prolog setzt Jarvis seine Marke an die Bäumchen. Paul Bolton (GB), Birch und Gerhard Forster (D) wissen Bescheid. Der schmale Brite macht sich hier mal breit.

Andreas Lettenbichler beim Prolog
Andreas Lettenbichler beim Prolog
Die Hindernisse, hart wie immer
Die Hindernisse, hart wie immer
Jens Ter Jung beim Prolog 2011
Jens Ter Jung beim Prolog 2011
Paul Bolton und Gerhard Forster diskutieren den Prolog
Paul Bolton und Gerhard Forster diskutieren den Prolog

Am Raceday 1 finished der Brite mit unglaublichen 22 Minuten vor Lettenbichler und Xavi Galindo (ESP). Während die gesamte Konkurrenz beispielsweise an Homers Downhill sich samt Motorrad abseilen lässt, runter rodelt oder das Bike einfach runterschmeisst, fährt Graham Jarvis die Rutsche einfach runter. Bereits seit Tag 1 ist Jarvis nur noch „das Alien“.

Abseilen an Homers Downhill
Abseilen an Homers Downhill
Hier besser nicht parken!
Hier besser nicht parken!
Rolf Epting im Ziel des ersten Tages
Rolf Epting im Ziel des ersten Tages
Graham Jarvis auch beim ersten Renntag als Sieger im Ziel
Graham Jarvis auch beim ersten Renntag als Sieger im Ziel

Am Raceday 2 tauschen sie mal die Plätze. Birch fährt drei Minuten vor Jarvis ins Ziel. Hat der den jetzt gewinnen lassen?, fragt einer. Man weiss es nicht. Sicher ist der Brite Sportsmann durch und durch, aber zu verschenken hat der sicherlich nichts. Den Deutschen Jens Ter Jung trifft die ganze Härte des Rennens. Mit Krämpfen am ganzen Körper fällt der zweite Pro des Touratech-Racingteams aus und stellt seine TE 449 Husqvarna endgültig ab. Nur der zähe Hund Gerhard Forster tummelt sich noch in den top ten. Mit dem deutlich schwereren Viertakter gegenüber den Zweitaktern eine beeindruckende Leistung. Nur Martin Wollny (CZE) ist mit seiner Beta schneller.

Chris Birch am Rolli Bolli
Chris Birch am Rolli Bolli
Auch in diesem Jahr in der Trialklasse auf der Strecke: Stefan Zwerenz
Auch in diesem Jahr in der Trialklasse auf der Strecke: Stefan Zwerenz

Am dritten Tag geht die Rallye vor die Tore der Stadt.
Da es fast selbstverständlich ist, dass Jarvis wieder mit 30 Minuten Vorsprung ins Ziel fährt, ist die Geschichte vom Spanier Galindo die spannende des Tages. Nein, sie ist die Geschichte der Red Bull Romaniacs 2011. Galindo fährt den Track, kommt vom Track ab, verirrt sich, fährt einen Abhang hinunter. Plötzlich muss der Spanier erkennen, dass ihm der Hang ausgeht. Er stoppt zwei Meter über dem Seeufer. Galindo legt das Motorrad hin, zieht sich aus, springt ins Wasser, schwimmt ans andere Ufer. Dort steht er triefend nass in seiner Unterbuxe und wird von einem Auto aufgelesen. Man fährt zum Servicepoint, „leiht“ sich ein rumänisches Ruderboot und überquert den See. Dort wird das Motorrad geborgen und aufs Boot gelegt. Man rudert zurück. Galindo zieht seine Klamotten wieder an – und beendet die Etappe als 6.!

Overall macht Jarvis das Rennen. Fast eine dreiviertel Stunde Polster bringt er vor Birch und Lettenbichler ins Ziel.

Graham Jarvis Gewinner der Red Bull Romaniacs 2011
Graham Jarvis Gewinner der Red Bull Romaniacs 2011

Most relaxed Rider waren nach Meinung der Race-Reporter der Neuseeländer Darryl Curtis in der Pro-Klasse und der Deutsche Thomas Scholl bei den Hobbys

Darryl Curtis mit Dr.Dirt Autor Ingo Müntz // Foto: Claudius Vasilescu
Darryl Curtis mit Dr.Dirt Autor Ingo Müntz // Foto: Claudius Vasilescu

Der junge Österreicher Lars Enöckl schlug sich bestens. Nur am letzten Tag hatte der 22-Jährige Probleme mit der Technik, blieb aber als 14. unter vormals 20 gestarteten Pros in der Wertung.
Infos über das Rennen: http://www.redbullromaniacs.com/start/blogging-news/