Red Bull Romaniacs 2009

Das war die Red Bull Romaniacs 2009 – eine Hardenduro-Rallye zwischen Wölfen, Bären und roten Bullen!
Vom 15.-19. August lieferten sich die Enduro-Athleten in Rumänien ein wirklich hartes Rennen mit dem Ziel in Sibiu auf einem Dach mitten im Stadtzentrum.

Das Wichtigste zuerst:
Andreas Lettenbichler hat die Red Bull Romaniacs 2009 gewonnen!
Den zweiten Platz erfuhr sich Chris Birch aus Neuseeland und der noch am letzten Tag deutlich in Führung liegende Franzose Cyril Despres erreicht das Ziel nur als Dritter. Doch dazu später mehr.

Die erste Sonderprüfung beginnt manchmal bereits vor dem Start. Schon die Anreise zur sechsten Ausgabe der Red Bull Romaniacs war für viele der knapp 120 Teilnehmer aus 24 Nationen ein Abenteuer. Mehrere hundert Kilometer auf rumänischen Landstraßen bieten ein buntes Programm voller Pferdefuhrwerke, halsbrecherischer Überholmanöver und Schlaglöcher, die den Erdkern erahnen lassen.

Chris Birch in Paltinis
Chris Birch in Paltinis

Vielfalt und Abwechslung stehen für Rumänien wie auch im Besonderen für die Red Bull Romaniacs. Dieser Hardenduro-Wettbewerb schickt die Fahrer an vier Tagen rund 800 Kilometer durch die Karpaten. In den rumänischen Wäldern rund um Sibiu, der Hauptstadt von Siebenbürgen, findet jeder Fahrer bei selektiven Trialsektionen, steilsten Auf- und Abfahrten, sowie sehr schnellen Verbindungsstrecken seine Schlüsselstellen – egal ob er auf der Profi-, Expert- oder Hobby-Spur unterwegs ist.

Doch vor die eigentliche Rallye hat der Herr und Red Bull Romaniacs-Erfinder Martin Freinademetz den Prolog gesetzt. Hier geht es am Samstag auf einer von Sibius Hauptstrassen über einen Hindernis-Parcours, der alleine schon einer Enduro-Cross-Veranstaltung würdig ist. Den Prolog konnte, zur großen Überraschung aller, der Rallye-Rookie Xavier Galindo-Arbones gewinnen, der sich auch am zweiten Tag erneut die Führung erkämpfen sollte.

Bereits am ersten Offroadtag bekommen die Fahrer bei Temperaturen um 30°C zu spüren, was Martin Freinademetz unter Anspruchsvoll versteht. Ein Rundkurs um Sibiu, der es in sich hat und einige Piloten schon hier mit Kreislaufbeschwerden kämpfen lässt. So fordern nach rund 170 gefahrenen Hardenduro-Kilometern auch die letzten Hindernisse des Tages, drei Flussquerungen in Sibiu, den Fahrern noch einmal alles ab. Wurden die Teilnehmer im vergangenen Jahr von einer Wippe überrascht, musste der Fluss in diesem Jahr drei mal überquert werden: auf einer Bretterwand, einem 30 cm schmalen Betonstreifen und auf einer Hängebrücke. Einige Fahrer haben sich hier wohl die Hoteldusche sparen wollen und direkt im Fluss gebadet.

Hängebrücke in Sibiu
Hängebrücke in Sibiu

Video 1. Tag:

Der zweite Fahrtag der Red Bull Romaniacs führt die Stollenreiter auf einer rallyeartigen Strecke über 270 Schotterkilometer, Waldwege und durch den berüchtigten Sumpf in die kleine Industriestadt Petrosani. Hier setzt vor allem das Hotel, in dem die Fahrer untergebracht sind, einen deutlichen Kontrast zu den erstklassigen Unterkünften in Sibiu. Die Nacht war für die Fahrer wohl nicht sehr erholsam.

Wie anders Endurofahren in Rumänien ist, konnte auch der Jülicher Expert-Single Stefan Reinert erfahren. Nach einem Sturz fand er sich und sein Motorrad im Unterholz rund 15 Meter unterhalb des Tracks wieder. Da es keine Möglichkeit gab, den Abhang wieder herauf zu fahren, musste sich Reinert einen anderen Weg zurück auf den Track suchen. Nach ein paar Metern wurde eine Bäuerin auf den ratlosen Fahrer aufmerksam. Diese öffnete ihr Gartentor und ließ den dankbaren Enduristen durch den Garten fahren. “Und dann bin ich mitten durchs Haus und zur Vordertür wieder raus”, so Reinert. Hier kam der Endurotrainer aus dem Rheinland dann auf einen befestigten Weg, der ihn zurück auf die Strecke brachte.

Video 2. Tag:

Am dritten Offroadtag der Red Bull Romaniacs trifft der bis dahin überraschend starke Neuling Xavier Galindo-Arbones auf dem Rückweg von Petrosani nach Sibiu unglücklich einen Stein. Bei seinem Sturz bricht Galindo, zu diesem Zeitpunkt Gesamtführender, seinen Unterschenkel und muß per Hubschrauber nach Sibiu zurück geflogen werden.

Auch zwei Frauenteams waren am Start
Auch zwei Frauenteams waren am Start

Video 3. Tag:

Ohne schwere Stürze und ohne technische Defekte bestreiten das Luxemburger Brüderpaar Joe und Jeff Kirsch die Romaniacs. Mit ihrem sehr guten zweiten Platz in der Kategorie Expert Team” haben die beiden nicht gerechnet. Für Joe war es bereits die dritte Teilnahme an der Rallye. In diesem Jahr machte den besonderen Reiz aus, die RBR zusammen mit seinem Bruder Jeff zu bestehen. “Das uns dieses so gut gelingen würde, hat mich sehr überrascht. Schließlich kommt Jeff aus dem Strassenrennsport und ist vorher nur gelegentlich Enduro gefahren. Sogar die KTM 300 EXC hatte er erst 2 Wochen vor der RBR gekauft und hatte nur eine Probefahrt bis zur Arbeit absolviert” wundert sich Joe Kirsch.

Erst am vierten und letzten Fahrtag der Red Bull Romaniacs brachte die sehr lange und steile Auffahrt “Long Way” die Wende für Andreas Lettenbichler. Bis dahin lag der Kiefersfeldner hinter dem führenden Franzosen Cyril Despres, der jedoch die brutale Auffahrt verweigerte und sich somit eine große Zeitstrafe einhandelte. Diese Schlüsselstelle meisterte „Letti“ als einziger Fahrer ohne Hilfe und konnte so die Red Bull Romaniacs 2009 mit einem Vorsprung von fast einer Stunde auf Chris Birch aus Neuseeland beenden.

Video 4. Tag:

forster

Ebenfalls am letzten Fahrtag gab es allerdings auch noch einen Schreckmoment für das BMW-Team: Gerhard Forster übersah auf einer schnellen Passage eine Bodenwelle, überschlug sich und musste mit einer Schulterverletzung (Tossy 3) enttäuscht aufgeben. Forster hatte im Prolog den dritten Platz belegt und an allen Renntagen eine konstant gute Leistung gezeigt. Der Sieg von Romaniacs-Neuling Andreas Lettenbichler auf der BMW G 450 X kommt für das Team BMW Motorrad Motorsport gerade recht. Beweist er doch eindrucksvoll, das diese Enduro auch unter härtesten Bedingungen der Konkurrenz aus Mattighofen ebenbürtig ist.

Gesamtergebnis Red Bull Romaniacs 2009

1. Andreas Lettenbichler (GER) BMW, 20:29:11 Stunden Gesamtfahrzeit
2. Chris Birch (NZL) KTM, 21:21:01
3. Cyril Despres (AND) KTM, 22:11:25
4. Lionel Seydoux (CH) KTM, 22:55:18
5. Paul Bolton (GBR) KTM, 23:38:05
6. Darryl Curtis (RSA) KTM, 23:41:36
7. Melcior Faja Beltran (ESP) GasGas, 23:55:51
8. Erich Brandauer (AUT), 25:04:24
9. Shane Cuthbertson (CAN) Husaberg, 25:20:55
10. Dieter Happ (AUT) Husaberg, 25:42:55

Text und Fotos: Jo Wolframm